Der ultimative Frischegewinn von bis zu einer Woche

Latsch, Italien

Mivor

März 1954: Zwölf Bauern aus Latsch gründen die „Mittelvinschgauer Obsterzeugergenossenschaft“, kurz MIVO. Der rasche Erfolg ruft 1960 eine Gegenveranstaltung hervor: die Gründung der zweiten Latscher Genossenschaft Ortler, benannt nach dem höchsten Berg Südtirols. 1979 hat der Wettbewerb der Genossenschaften allmählich ein Ende. 2007 erfolgt der Zusammenschluss zu MIVOR. Heute produzieren die 400 MIVOR-Mitglieder auf 1.100 Hektar Anbaufläche pro Jahr rund 500 Millionen Äpfel. Davon werden knapp die Hälfte in insgesamt 49 Länder Europas, Nordafrikas und Asiens exportiert.

Portrait von Martin Pinzger, CEO MIVOR
MIVOR
Wir sind bauernnah. Technologieführer zu sein ist kein Selbstzweck. Das wirtschaftliche Ergebnis muss stimmen.

Dr. Martin Pinzger, CEO

PROJEKTÜBERBLICK

Verschiebewagen transportiert gerade eine Kiste mit Äpfeln von der Sortieranlage zum Hochregallager

Stark verbesserte Anbaumethoden und Erträge auf der einen, der verschärfte internationale Wettbewerb auf der anderen Seite bewegen die sieben lokalen Genossenschaften der Südtiroler Obstanbauregion Vinschgau dazu, die Vermarktung ihres Obstes im Dachverband VI.P zu zentralisieren. Die Verantwortung für die möglichst effiziente Produktion bleibt hingegen bei den einzelnen Genossenschaften. Zwei davon, nämlich die früheren Rivalen MIVO und Ortler, fusionieren zu Europas größtem Obstverarbeitungsbetrieb MIVOR. Kurz nach der Fusion nimmt der Planungsstab das Thema Lagerung in Angriff.

Die neue Sortieranlage klassifiziert bis zu 65 Äpfel pro Sekunde auf Basis eines 3D-Modells, das für jeden einzelnen Apfel aus 60 Fotografien berechnet wird.

Teil 1 des Projektes ist eine innovative Sortieranlage, die MIVOR gemeinsam mit einem Spezialisten entwickelt. Wichtige Erkenntnisse aus diesem Prozess fließen in Teil 2 des Projektes ein: Ein automatisches Hochregallager, das mitten im dicht bebauten Areal hochgezogen werden soll. Nur wenige Anbieter trauen sich diese technische Herausforderung überhaupt zu. Schließlich geht das LTW-Konzept als Sieger aus einem peniblen und aufwändigen Punkteverfahren hervor.

Die zweigeschossige, automatische Förderstrecke wird durch zwei Vertikalförderer verbunden

Die Obstverarbeitung in Latsch folgt einem saisonalen Takt. Während der Apfelernte im September werden binnen kürzester Zeit über 300.000 Großkisten mit Äpfeln auf 2 °C heruntergekühlt. Die sauerstoffreduzierten CA-Zellen erlauben eine Langzeitlagerung ohne Frischeverlust. Übers Jahr verteilt, wird nach und nach die gesamte Ernte abgearbeitet, das heißt, nach Größe, Farbe und Qualität sortiert und verpackt. Als Puffer zwischen Sortieranlage und Verpackungshalle kommt das Hochregallager ins Spiel. Im Gegensatz zum üblichen Stapelcharakter verwirklichen hier sechs Regalbediengeräte das FIFO-Prinzip (First In, First Out). Das bringt einen Frischegewinn von bis zu einer Woche!